Biener Hansjörg
Die Kreuzzüge in Lehrplan und Schulbuch
Eine fachwissenschaftliche, fachdidaktische und politische Analyse bayerischer Geschichtslehrpläne und –bücher des 20. und 21. Jahrhunderts
Verlag: Klinkhardt, Bad Heilbrunn
Erscheinungsjahr: 2011
Umfang: 467 S., brosch.
ISBN-13: 978-3-7815-1824-7
Preis: 39,90 €
Dieses Buch beim Verlag...Dieses Buch bei amazon.de...Dieses Buch bei buecher.de...Seitdem in Bayern das Thema Lehrplan2010Plus auf der bildungspolitischen Agenda ist, das den allgemeinbildenden Schularten Grundschule, Mittelschule, Realschule und Gymnasium auf der Sekundarstufe I etwa 2014/16 eine neue Lehrplan- und Schulbuchgeneration besche-ren wird, kommt dem Teilgebiet Lehrplan- und Schulgeschichtsbuchforschung eine gewisse Aktualität zu, v.a. wenn sich Fachwissenschaft und –didaktik auch unter (schul-) politischem Aspekt angesprochen fühlen dürfen.
Hansjörg Biener (*1961) hat sich als Religionspädagoge mit der vorliegenden Arbeit an ein Thema herangewagt, deren Ausführungen im historisch-analytischen Teil sich auf die Volks-schullehrpläne und –bücher aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (S. 87-126) bezieht,ge-folgt von einer Analyse der amtlichen Vorgaben für die Nachkriegszeit (1950/71, S. 127-154), weiterer politischen Setzungen und der Produktion von Lehrbüchern in der Zeit der „Bildungs reform“ und der „curricularen Lehrpläne“ (1971 ff., S. 155-232) sowie dem Übergang zum „nachcurricularen Hauptschullehrplan“ (1985/96) und der Begründung zweier Generationen eines Integrationsfaches Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde (GSE, 1997/2004/ 2011; S. 273-394). Seine Bewertung von Kontinuität und Wandel der inhaltlichen und didaktisch-methodi-schen Behandlung der Kreuzzüge in diachroner Analyse (S. 359-394) mündet in die Diskus-sion und Wertung besserer Verfahren für die Lehrplanerstellung und der sich darauf bezie-henden Schulbucharbeit sowie des Unterrichts im Bezugsfach GSE an den (noch) Haupt- und Mittelschulen, woraus sich Schlussfolgerungen zum Auftrag von Lehrplan2010Plus für eine Harmonisierung schulartübergreifende Handhabung von Lehrplänen auf der Sekundarstufe I. Abschliessend reflektiert der Autor die Voraussetzungen und Folgen einer engen Lehrplanbin dung im Hinblick auf eine „Grundgesamtheit“ (diachronisch ermittelt über den Schulartbezug der Amtsblätter). Es geht schließlich um die Frage der differenzierten Schulbuchlandschaft, wenn er sich kritisch zur Zahl der „kreuzzugs(thema)relevanten“ Schulbücher für die Real-schule (6) und die Sek.I-Stufe am Gymnasium (5) und im Hinblick auf die Sek. II-Stufe (4) zu Lehr- und Arbeitsbüchern unter Berücksichtigung des Islam bzw. der Friedenserziehung. äus-sert. „Schulbuchfamilien“ nach den Zulassungskriterien in NRW erwiesen sich – so der Autor – immer wieder als anspruchsvoller als die bayerischen Volksschulgeschichtsbücher“ auch un ter den Gütekriterien Quellenarbeit sowie Angeboten für eine zusätzliche Mediennutzung.
Zwar sind die Thesen und Erkenntnisse von Bieners Arbeit in einem wissenschaftlichen Appa rat belegt – der Rezensent vermisst allerdings aktuellere Bezüge auf die Fachwissenschaft und –didaktik im Kontext von Multiperspektivität und Wertungen des Untersuchungsgegenstands: Nicolas Jaspert, Die Kreuzzüge (Darmstadt, 4. Aufl., 2008), Elisabeth Erdmann, Die Kreuzzü ge, in: Harry Noormann, Arbeitsbuch Religion und Geschichte (Stuttgart, 2009, S. 225-252), Jonathan Riley Smith, Rethinking the Crusades (Oxford, 2000), Arnold Angenendt, Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert (Münster, 4. Aufl., 2007) oder Heinz Gaube, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurtners Berichtsband über das Mannheimer Kolloquium über Saladin und die Kreuzfahrer (Mainz, 2005). Wie sehr die Forschung um eine Neubewertung der Geschichte der Kreuzzüge in Bewegung ist, deuten auch die neuesten Arbeiten von Jonathan Philipps (dva, 2011) und Simon Sebag Montefiore (Frankfurt, 2011) an, nicht zu vergessen die ZDF-Reihe „Der Heilige Krieg“ (2011), einem Versuch, mit moder nen Medien Geschichte lebendig zu machen.
gez. Willi Eisele, OStD
Landesvorsitzender des BGLV e.V.
und der Landesfachgruppe G/Sk im bpv
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