Memminger Josef

Memminger, Josef (Hg.): Überall Geschichte! Der Lernort Welterbe - Facetten der Regensburger Geschichtskultur. Regensburg, Pustet-Verlag, 2014. ISBN 978-3-7917-2556-7. 256 S. € 19,95

Dr. Josef Memminger, der als Akademischer Oberrat die Abteilung Geschichtsdidaktik an der Universität Regensburg leitet, gab dem Verfasser dieser Zeilen anlässlich der vorliegenden Neupublikation Gelegenheit zu einem ausführlichen Fachgespräch.

Didaktik dürfe, so Memminger, nicht auf das verengt werden, was in den Schulen vor sich gehe, auch wenn das natürlich ein wesentlicher Aspekt sei. Schließlich sei Geschichtsdidaktik die Lehre vom „Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft“ (Karl Ernst Jeismann) und reiche somit über die Schulen hinaus.
Davon ausgehend habe das dem Buch zugrunde liegende Forschungsprojekt „Lernort Weltkulturerbe“, unterstützt von der Robert-Bosch-Stiftung, unterschiedliche Akteure zusammengebracht: außerschulische öffentliche Initiativen im Umgang mit Geschichte, schulische Lerngruppen, Vertreter der Universität sowie weitere Kooperationspartner. Das Vorhaben verstehe sich als Projekt zur Untersuchung von „Geschichtskultur“, einem Schlüsselbegriff der Geschichtsdidaktik.

In dem von Memminger edierten Buch kommen zunächst Didaktiker zu Wort (Josef Memminger: Regensburger Geschichtskultur, Christian Kuchler: UNESCO-Welterbe als Lernort), anschließend Fachhistoriker (Bernhard Löffler: Regensburg als zeitgeschichtliches Untersuchungsfeld, Susanne Ehrich: Forum Mittelalter der Universität Regensburg, Heinrich C. Konen: Navis Lusoria), dann Repräsentanten eines öffentlichen, primär außerakademischen Vermittlungskontexts von Geschichte (Bernhard Lübbers: Staatliche Bibliothek Regensburg als Regionalbücherei, Silvia Codreanu-Wildenauer: Archäologie im Welterbe, Matthias Ripp / Susanne Hauer: Welterbevermittlung an Kinder, Joachim Friedl: Welterbe digital, Alexander Karrasch: Erlebnisführung „Stadtmaus“, Florian Eiberger: Erinnerungskultur am Beispiel Pylonentor), schließlich werden schulbezogene Projekte vorgestellt (Peter Spatender: Jüdisches Leben in Regensburg, Heike Wolter: KZ-Außenlager Obertraubling, Fredrik Sjöström: Public History als Oral History?, Thomas Biermeier / Stefan Kriesmer: Szenische Stadtführung, Marcus Prechtl / Michael Prechtl: Mallersdorfer Schwestern als schulisches Quellenprojekt).

Verbindende Klammern für die Beiträge sind laut Memmiger z. B. folgende Fragestellungen: Wie geht man in einer Stadtgesellschaft wie Regensburg mit Geschichte um? Welchen spezifischen Blick haben die jeweiligen Institutionen darauf?

Die schulischen Projekte sind laut Memmiger über die angestrebte Vernetzung hinaus deshalb wesentlich, weil dabei Lerngruppen sich von der reinen Rezipientenrolle lösen und zu Akteuren innerhalb der Geschichtskultur werden.

Die Neuerscheinung wendet sich grundsätzlich an alle, die sich für Regensburgs Geschichte und den Umgang mit ihr interessieren, insbesondere an HistorikerInnen und KulturwissenschaftlerInnen, an Studierende, und nicht zuletzt an LehrerInnen, die Projekte mit SchülerInnen in ähnlicher Form - etwa im Rahmen gymnasialer W-/P-Seminare - durchführen wollen, wobei das Exempel Regensburg z. T. übertragbar ist.

Theo Emmer