Memminger Josef

Karl Valentin. Der grantige Clown aus der Reihe »Kleine Bayerische Biografien«

Verlag:
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
Erscheinungsjahr: 2011
Umfang: 160 S.
ISBN-13: 978-3-7917-2309-9
Preis: 12,90 €

Dieses Buch beim Verlag...Dieses Buch bei amazon.de...Dieses Buch bei buecher.de...Josef Memminger, ehemaliger Deutsch- und Geschichtslehrer am Gymnasium Parsberg, jetzt Akademischer Oberrat für Didaktik der Geschichte an der Universität Regensburg, beschäftigt sich in seiner neuen Publikation mit Karl Valentin, der nach einem erfolglosen Start als Musical-Clown zum umjubelten Münchner Volkssänger und Komiker avancierte. Mit seiner kongenialen Partnerin Liesl Karlstadt brillierte er in noch heute gespielten Klassikern wie dem „Firmling“. Seine Bedeutung als Filmpionier, Dramatiker und Objektkünstler wurde in der Rezeption lange unterschätzt. Privat war Karl Valentin ein Sonderling: Witzbold, Hypochonder, Misanthrop. Als so manches hochfliegende Projekt misslang und während der NS-Zeit die Engagements weniger wurden, verbitterte er immer mehr. Josef Memminger beleuchtet in seiner Kurzbiografie Leben und Werk vor dem Hintergrund dieses Wandels.

Dabei kam es ihm vor allem auf drei Dinge an (so der Buchautor auf Anfrage des Rezensenten): Erstens will er in Form eines knappen Überblicks sowohl Einblicke in das Werk Valentins (deswegen wird immer wieder – auch länger – aus Texten zitiert) als auch in sein Leben geben. Zweitens ist dem Verfasser die Einordnung in den historischen Kontext wichtig (darum finden sich in grau hinterlegten Kästen Hintergrundinformationen: unter der Rubrik „München im Wandel“ längere Blöcke über die Au, in der Valentin aufgewachsen ist, über München als Kunststadt, über die 1918/19er-Revolution und den Beginn der Weimarer Republik, über den sog. Hitlerputsch, über das „braune“ München, über den Umbruch vom „Dritten Reich“ zur Nachkriegszeit; ferner die Rubrik „Zeitgenossen“). Drittens legt Memminger eine ausgewogene Darstellung vor: würdigt Valentin einerseits in seiner Bedeutung vor allem als Filmschaffender und Medienkünstler, vermeidet es aber, ihn - wie einige andere Publikationen - auf einen Sockel zu stellen.

So überschreibt Memminger im Abschnitt „Karl Valentin während der Zeit des Nationalsozialismus“ ein Kapitel mit: „Bestimmt kein Nazi – aber auch kein Held“ (S. 117). Obwohl sich der Autor nicht auf Valentins Verhältnis zur Politik konzentriert, analysiert er als Historiker entsprechende Quellen kritisch. Auch wenn Valentin der NS-Rassenideologie skeptisch gegenüberstand (S. 117), fielen, wenn er sich künstlerisch unterbewertet und unterbezahlt fühlte, - anhand von zwei Beschwerdebriefen belegbar - heikle Passagen, die suggerierten, jüdische Kreise würden privilegiert (S. 117 f.). Andererseits setzte sich Valentin bei Heinrich Himmler, der wie viele Nazi-Größen zu seinen „Fans“ gehörte, für die Freilassung seines Schwiegersohnes aus der „Schutzhaft“ in Dachau wegen „staatsfeindlicher“ Kritik ein – nicht ohne Erfolg. Memminger folgert: „Demnach konnte der ängstliche Karl Valentin durchaus einmal über seinen Schatten springen und mutiges Verhalten zeigen, wenn es denn nötig war“ (S. 120).

Die Neuerscheinung ist eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Lektüre für die Erstbegegnung mit Karl Valentin, interessant aber auch für Valentin-Kenner, da einige neue Facetten beleuchtet werden. Für die Unterrichtspraxis nützlich erscheinen insbesondere die oben angeführten Hintergrundinformationen, die Rubrik „Valentin-Liste“ (künstlerische Formen im Werk; Anekdoten und Witze; Ängste, Komplexe, Ticks) sowie die Zeittafel. Ein umfangreiches Literatur- und Medienverzeichnis liefert weiterführende Hinweise.

Theo Emmer


Dieses Buch beim Verlag...
Dieses Buch bei amazon.de...
Dieses Buch bei buecher.de...


(C) 2011 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken