Wagner Gerhard A.

Das geht auf keine Kuhhaut! – Redewendungen aus dem Mittelalter

Verlag:
Theiss-Verlag, Stuttgart
Erscheinungsjahr: 2011
Umfang: 160 S., s/w-Illustrationen, geb.
ISBN-13: 978-3-8062-2471-9
Preis: 14,90 €

Dieses Buch bei amazon.de...Dieses Buch bei buecher.de...Inspiriert von seinem Arbeitsplatz auf der Marksburg ob Braubach, der einzigen nie zerstörten Wehranlage aus dem 13.-15. Jhdt. am Mittelrhein, hat der Geschäftsführer der Dt. Burgenvereinigung (gegr. 1899), Gerhard A. Wagner (*1954) etwa 300 Redewendungen in einem handlichen Band zusammengefasst, um Lehrern der Fächer Deutsch und Geschichte, aber auch burgen- und kulturgeschichtlich interessierten Zeitgenossen einen attraktiven Zugang zu Bildern aus dem Sprachschatz des 13.- 19. Jhdts. zu vermitteln, mit denen man – ganz nebenbei – einen Rundgang durch Burgen, Schlösser und Städte für Jugendliche und Erwachsene sehr anschaulich gestalten kann.

Was für Engländer die idiomatischen Redewendungen, für Franzosen die gallicismes et locu-tions sind, sind auch im Deutschen in der Regel bildhafte Ausdrücke, die nicht durch eine In-formationstechnologie quasi automatisch und wörtlich übersetzt werden können. Gerhard A. Wagner führt den Leser in seinem gut illustrierten Band in eine Begriffswelt quer durchs Al-phabet zwischen „abblitzen“ und „in der Zwickmühle stecken“, gegliedert in Wortfeldkapitel zwischen ritterlichem Wortschatz, Vorbildern aus der Rechtspraxis, kirchlich-theologischen Anklängen oder einer Sprachpraxis im Umfeld von Handwerk, Handel und Gewerbe, um ab-schließend Redewendungen zu erklären, die zwischen „Maulaffen und Brotkörben“ Häuslich-alltägliches beschreiben helfen.

Es geht dem Autor nicht darum, bekannte Wörterbücher der deutschen Idiomatik zu ersetzen, sondern Sprichwörter und Redensarten vor dem Aussterben zu bewahren, deren korrekte Deu-tung bei der Lektüre historischer Romane, bei einem Burgen-, Schloß- und Museumsbesuch hilfreich sind, um sich ein Verständnis für vergangene Epochen auch aus dem Überleben ei-ner Wort- und Begriffswahl zu erarbeiten. Floskeln, Redewendungen und Sprüche, die sich seit dem Mittelalter eingebürgert haben, können anhand dieses überschaubaren Nachschlage-werks erschlossen werden. Gerhard A. Wagner bietet damit für den deutschen Sprach- und Literaturunterricht, v.a. für lebensweltliche Bezüge des Faches Geschichte sehr gute Anre-gungen und trägt dazu bei, unseren Schülern und ihren Familien historische Gebäude, Monu-mente und (Sprach-) Denkmale leicht verständlich nahe zu bringen. Der Rezensent vermißt Begrifflichkeiten aus dem Jiddischen, der Alltagssprache der Juden in Mitteleuropa, die bis heute aktiv verwendet werden (Bsp. Meschpoke, meschugge, Schlamassel, mogeln, Schmiere oder Stuß) oder Begriffe aus dem (Kauder- oder) Rotwelschen als Wortschatz einer Mittelal-ter- und neuzeitlichen Bettler-, Dirnen-, Gaukler-, Gauner- und Vagantensprache, deren Ge-brauchsvarianten in der Duden-Ausgabe (2003) noch einige Dutzend Einträge gewidmet und deren Übersetzung im Rahmen von landes- und lokalgeschichtlichen Projekten, aber auch im politischen Lied nützlich sind: zwischen „acheln“, „(aus-) baldovern“, „Gekasper“, „Knacki“, „kneifen“, „Schacher“, „Raibach“, „Schickse“, „Stenz“, „Sieh-dich-für-Viertel“, „Zaster“ und „Zwickel“ könnte ein Betreuer von Reise- und Besuchergruppen zwischen Elbe und Rhein, Neckar und Donau ebenso fündig werden wie der Deutsch- und Geschichtslehrer – „Hopfen und Malz ist (auch in dieser Hinsicht) nicht verloren!“ Fachübergreifend lohnt sich auch der Blick ins Französische (argot) oder ins Englische (cant). Neben den knappen Übersetzungen der vom Autor aufgelisteten Redewendungen sind es seine praktischen Kommentare, die zum Blick über den Buchdeckel hinaus animieren – eine unterhaltsame, hilfreiche und anregende Lektüre, deren Kenntnis für den Leser manchen Überraschungserfolg bewirken kann.

gez. Willi Eisele, OStD
Landesvorsitzender des BGLV e.V.
und der Landesfachgruppe G/Sk im bpv


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